Es gibt viele Menschen, die die Fenster und Türen ihrer Wohnungen ständig
geschlossen halten. Sie begründen dies damit, daß "draußen die Luft
so schlecht ist, daß man sie besser gar nicht erst herein lassen sollte". Dieses
Verhalten ist leider absolut verfehlt und kann zu fatalen Folgen wie
Gesundheitsschädigungen führen. Die folgende
Tabelle, die aufgrund einer breitangelegten Studie des BGA entstanden ist,
beweist, daß unsere Innenraumluft erheblich schlechter als die Außenluft ist,
sogar an vielbefahrenen Durchgangsstraßen!
Luftinhaltsstoff | Verhältnis von innen : außen |
---|---|
Formaldehyd | 10 : 1 |
aliphatische Kohlenwasserstoffe (Ethylen, Ethanol, Methanol) | 2 : 1 bis 5 : 1 |
aromatische Kohlenwasserstoffe (Anilin, Phenol, Toluol, Xylol, Benzo[a]pyren) | 1 : 1 bis 3 : 1 |
niedermolekulare Halogenkohlenwasserstoffe (z.B. "Tri") | 10 : 1 bis 50 : 1 |
polychlorierte Biphenyle (PCB) | 5 : 1 bis 10 : 1 |
Quelle: B. Seifert "Luftqualität in Innenräumen" |
Was sind Luftschadstoffe?
Luftschadstoffe bzw. Wohngifte haben die unterschiedlichsten Ursachen. Sie sind in der Raumluft vorhanden und können mit der Atemluft in unseren Körper gelangen. Zu dem Komplex werden gezählt:
1. Schwerflüchtige organische Substanzen
Holzschutzmittel-Inhaltsstoffe aus den 80er und 90er Jahre (wie z.B. PCP, Lindan); Holzschutzmittel-Inhaltsstoffe heute, d.h. Ersatzstoffe (z.B. Fungizide,Biozide, Pyrethroide); PCB's, Weichmacher, PAK'S, Flammschutzmittel, Phenole
Was sind Biozide ?
Biozide werden in Holzschutzmitteln vorwiegend eingesetzt, um das Holz vor Schädlingsbefall zu schützen. Zu den bekanntesten Bioziden zählen PCP (Pentachlorphenol) und Lindan. Der Einsatz von PCP ist seit Jahren in Deutschland wegen seiner stark krebserzeugenden Wirkung verboten. Es gelangen aber immer wieder Produkte mit PCP in den Handel, da PCP im Ausland meist nicht verboten ist und noch häufig eingesetzt wird.
Biozide werden aber auch in der Landwirtschaft zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt. Bekannt sind hier vor allem Stoffe aus der Gruppe der Pyrethroide. Alle Biozide sind giftig, deshalb werden sie ja vor allem als Schutz vor Insekten und anderen Lebewesen eingesetzt. Die Wirkung der Gifte ist unterschiedlich. Sie belasten die verschiedenen Lebewesen mehr oder weniger, auch den Menschen.
2. Mittelflüchtige organische Verbindungen (VOC)
Lösemittel in der Raumluft; flüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe; Terpene; sonstige Kohlenwasserstoffe; Monomere
Was sind Lösemittel ?
Das wohl bekannteste Lösemittel ist Formaldehyd. Formaldehyd ist in die Liste der krebserzeugenden Stoffe aufgenommen. Selbst geringste Mengen sind für den Menschen schädlich. Ein weiteres bekanntes Lösemittel ist Perchlorethylen (PER), das häufig in der Chemischen Reinigung von Bekleidung zum Einsatz kommt. Es gibt sehr viele verschiedene Lösemittel. Sie werden vor allem in Reinigungsmitteln, Klebstoffen, Farben und Lacken eingesetzt.
3. Leichtflüchtige organische Verbindungen
Aliphatische Kohlenwasserstoffe; Cykloalkane; leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe; Alkohole; Ether, Esther und mehrwertige Alkohole; Glykolverbindungen; Amine; Formaldehyd; Isocyanate, Diisocyanate; polare höhere Aldehyde; Ketone
4. Faserförmige Stäube
Asbest-, Mineral- und Glas-Fasern
5. Schwermetalle
Schwermetalle in der Raumluft; Schwermetalle im Körper
6. Schimmelpilze
Schimmelpilzsporen in der Raumluft
7. Milben
Hausstaub-Milben oder Mikroorganismen in der Raumluft
8. Radon
Radon in der Raumluft
Wann ist eine Untersuchung des Wohnumfeldes oder des Arbeitsplatzes auf Luftschadstoffe notwendig ?
Unser Geruchssinn kann manche Luftschadstoffe erst in hohen Konzentrationen wahrnehmen, viele Stoffe jedoch überhaupt nicht. Deshalb wird eine Belastung mit Giftstoffen oft erst erkannt, wenn bereits gesundheitliche Schäden eingetreten sind. Der Körper reagiert oft mit Kopfschmerzen, allergischen Erkrankungen, Erkrankungen der Atemorgane, Asthma, Leber- und Nierenschäden, Nervenschäden, Konzentrationsschwäche, Übelkeit, Bewusstseinseintrübung oder gar mit Unfruchtbarkeit oder Krebs.
Die gesundheitsschädliche Wirkung (Gesundheitsschädigungen) wurde der medizinischen Fachliteratur
entnommen.
Stoff | Vorkommen | Akute Symptome | Langfristige Auswirkungen | Anmerkungen |
Asbest | Isolierung von alten Haushaltsgeräten, Nachtspeicheröfen, Dacheindeckung, Gebäudeisolierung | (Lungen-)Krebs, Asbestose | ||
Benzol | Heizöl, Diesel, Kraftstoff, Autoabgase; Rohstoff für z.B. Anilinfarbstoffe, Alkylbenzole, Nitrobenzole, Lösemittel, Abbeizmittel; Insektizide, Nylon, diverse Kunststoffe; Zigarettenrauch, Teppichböden | Reizung der Schleimhaut, Rauschzustände, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Schädigung des Knochenmarks, Atemlähmung, Leberschäde, Blutkrebs | Mattigkeit, Herzrhythmusstörungen, Schädigung der Leber, Niere, Milz und des blutbildenden Systems, krebserzeugend! | |
Chlor | WC-Reiniger | Atemnot | Verätzungen der Schleimhäute und Atemwege | |
Chlorthalonil | Fungizid im Pflanzenschutz, Tulpenzucht, Kartoffelanbau, Holzschutzmittel, Konservierung von Farben | Allergische Kontaktdermatitis, Augenreizungen (bei beruflichem Umgang) | ||
n-Decan, n-Dodecan | Reinigungs- und Pflegemittel (Wachse, Polituren), Lösemittel in modernen Farb- und Lacksystemen, Wasserlacke, Dispersionen, Testbenzin | Reizung der Schleimhäute, Erbrechen, Lungenentzündung | bei n-Dodecan begründeter Verdacht auf krebserzeugendes Potential! | |
Dichlofluanid | Projektives breitwirksames Blattfungizid, akrazider Nebeneffekt, Holzschutzmittel | |||
a-Endosulfan, b-Endosulfan | Insektizid mit Kontakt- und Fraßgiftwirkung gegen Pflanzen- und Forstschädlinge, Akarazid, Holzschutzmittel | Erregung, Zittern, Bewegungsstörungen, Krämpfe, Blutdruckabfall, Benommenheit, Kopfschmerzen | CKW-Syndrom | |
FCKW | Treibgas, Kältemittel | |||
Formaldehyd | Spanplatten, Amino- und Penoplaste, Acetalharze, Lacke, Lösemittel, Desinfektionsmittel, Tapeten, Textilien, Konservierungsmittel, Kosmetika, Arzneien, Presskork, Dämmstoffe, entsteht bei der Verbrennung von Tabak (Zigarettenrauch) | Reizung der Augen und der Nase, Reizung der Schleimhaut, Schädigung der Leber und Nieren, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Depressionen, Herz-Kreislauf-Veränderungen | Allergien, Schleimhautveränderungen, Atemwegserkrankungen, Haarausfall, Schwindel, Krämpfe, Nierenerkrankungen, begründeter Verdacht auf krebserzeugendes Potential | |
Furmecyclox | Fungizid im Baumwoll- und Kartoffelanbau, Saatgutbehandlung von Getreide, Holzschutzmittel | Hautreizung | Verdacht auf Krebserregend, bei Ratten Tumorbildung | |
Lindan | Insektizid, Bestandteil von Holzschutzmitteln, äußerliche Anwendung gegen Hautparasiten und Hygieneschädlingen | Kopfschmerzen, Erregung, Zittern, Erbrechen, Schleimhautreizungen, Bewegungsstörungen, Krämpfe, Benommenheit, Schädigung der Nervensystems, Knochenmarkschwund | CKW-Syndrom | In Deutschland nur mit Einschränkung zugelassen. Verbot von technischem Lindan in allen Industriestaaten. |
Ozon | Sommersmog, Kopiergeräte, Laserdrucker, Klimaanlagen, Ionengeneratoren | Reizung der Atemwege | ||
PCB | Farben, Lacke, Klebstoffe, Weichmacher, Isoliermaterial, Kühlmittel, Transformatoren, Zündindikator in Leuchtstoffröhren | Chlorakne, Haarausfall, Kopfschmerzen, Sehschwäche | Leberschäden, Hormonstörungen | |
PCP | Insektizid, Fungizid, Herbizid, Bestandteil von Holzschutzmitteln, Tapeten, Teppiche, Teppichrücken, Leder | Kopfschmerzen, Fieber, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Nervenschädigung, Nierenschäden, Leberzirrhose, Leukämie, Chlorakne | CKW-Syndrom | In Deutschland vollständiges Anwendungsverbot seit 1989 |
Permethrin | Insektizid (Pyrethroid) mit Kontakt- und Fraßgiftwirkung gegen Pflanzen- und Hygieneschädlinge; Eulanisierungsmittel (z.B. Wollteppiche); Holzschutzmittel | Reizerscheinung der Haut (Kontaktdermatitis), gastrointestinale Störungen, Übelkeit, Erbrechen, krampfartige Bauchschmerzen, Schweißausbrüche, Herzjagen, Kribbeln oder Taubheit, lähmende Müdigkeit | CKW-Syndrom | |
Phenol | Schaumstoff, Kunstharze, Farbstoffe, Teer, Teerpappe | Nieren- und Leberschäden, hautätzend, mutagen | CKW-Syndrom | |
Polyvinylchlorid (PVC) | Bodenbeläge, Sanitärinstallation, Elektroinstallation | Sehschäden | Schilddrüsenkrebs | Bei Brand entsteht das hoch giftige Dioxin! |
Styrol | Verpackungen, (Polystrol-)Kunststoffe, Klebstoffe, Styropor | Kopfschmerzen, Müdigkeit, Verhaltensstörungen, Sehstörungen, fruchtschädigend, Nervengift | MAK-Einstufung: eventuell krebserregend | |
Toluol | Kraftstoff, Autoabgase, Flugbenzin, Zigarettenrauch, Sprengstoffindustrie, Reinigungsmittel, Klebstoffe, Kunstharzlacke, Lösemittel, Polituren, Teppichböden | Reizung der Schleimhaut, zentralnervöse Störungen wie z.B. Atemstörungen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Narkose, Störung der Leber- und Nierenfunktion | zentralnervöse Störung. neurotoxische und hämotoxische Schädigungen | |
Trichlorethan | Reinigungsmittel, Lösemittel für Lacke | Bindehautreizungen, Hautausschläge, Atemlähmungen, Rauschzustände, Krebsverdacht | zentralnervöse Störung. neurotoxische und hämotoxische Schädigungen | |
Xylol | Insektizid, Kleber, Farben, Lösemittel, Reinigungsmittel | Kopfschmerzen, Brechreiz, Erbrechen, Verhaltensstörungen, Störungen von Herz, Leber, Nieren, Nerven | CKW-Syndrom | In Deutschland nur mit Einschränkung zugelassen. Verbot von technischem Lindan in allen Industriestaaten. |
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